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Visual Form agnosia: Neuronale Mechanismen und anatomische Grundlagen

Abstract

Visual Form agnosia ist eine schwere Störung der visuellen Erkennung, die aus extrastriaten Läsionen im okzipitalen und temporalen Kortex resultiert. Trotz erhaltener Sehschärfe und geringfügiger Gesichtsfelddefekte sind Patienten mit visueller Formenagnosie in der Form- und Formdiskriminierung stark beeinträchtigt. Die Wahrnehmung von Farbe, Bewegung und stereoskopischer Tiefe ist relativ unbeeinträchtigt. Diese Übersicht enthält vier Fallberichte über visuelle Formenagnosie, die auf eine häufige Ätiologie (Kohlenmonoxidvergiftung) zurückzuführen sind und eine bemerkenswerte Homogenität aufweisen. Das grundlegende Defizit, das bei diesen Patienten gefunden wird, ist ein Versagen, einzelne Elemente einer zusammengesetzten visuellen Szene in eine ‚Gestalt‘ zu gruppieren und die Figur in statischen visuellen Darstellungen vom Boden zu trennen. Evidenz aus Einzelzell- und Läsionsstudien an nichtmenschlichen Primaten zeigt, dass der extrastriate Kortex für diese Aufgaben essentiell ist. Korrelationen zwischen Anatomie und Physiologie legen ferner nahe, dass Mechanismen der Abbildung-Boden-Segregation basierend auf statischen Okklusionshinweisen in Regionen des Bereichs V2 lokalisiert sind, die zum Formverarbeitungsweg beitragen, der zum Bereich V4 und zum inferotemporalen Kortex führt. Diese Ergebnisse führen zu der Hypothese, dass visuelle Form Agnosie, wie in der vorliegenden Übersicht beschrieben, kann durch selektive Schädigung des visuellen Formwegs verursacht werden.